Neuer Zillertaler Mobilitätsplan
Die Verkehrssituation im Zillertal hat sich in den vergangenen Jahren massiv verschärft, die B 169 ist eine der meistbefahrenen Straßen Tirols. So liegt der durchschnittliche Tagesverkehr in Fügen bei 19.000 Kraftfahrzeugen. An Spitzentagen werden auf der B169 bei Fügen 29.000 Autos gezählt. Gerade an Wochenenden in der touristischen Saison heißt es immer öfter: Nichts geht mehr.
Jetzt soll der neue Zillertaler Mobilitätsplan einen wesentlichen Beitrag leisten, die Situation langfristig zu verbessern. Dafür wurde ein Bündel an Maßnahmen geschnürt, das vor allem die öffentlichen Verkehrsmittel für Touristen und Einheimische attraktiver machen soll. „Die vier Zillertaler Tourismusverbände zählten im Tourismusjahr 2017/2018 mehr als 1,5 Millionen Ankünfte. Dabei reisen nur drei Prozent mit der Bahn an“, erklärt NR Franz Hörl, Aufsichtsratsvorsitzender der Zillertalbahn. „Hier wollen wir mit dem Zillertaler Mobilitätsplan ansetzen. Bis 2022 soll der Tourismusverkehr - also die An- und Abreisen sowie die Fahrten im Tal – massiv vom PKW auf die öffentlichen Verkehrsmittel verlagert werden.“
Eine der zentralen Maßnahmen des Zillertaler Mobilitätsplans: Gäste sollen künftig alle öffentlichen Verkehrsmittel im Zillertal gratis nützen können. Darüber hinaus gelte es, bei den Tourismusbetrieben und den Einheimischen das Bewusstsein zu schaffen, dass die öffentlichen Verkehrsmittel in Zukunft eine echte Alternative zum Auto sind.
„Wer meint, wir könnten die Verkehrsproblematik im Zillertal alleine mit der Straße lösen, der irrt. Wir können die Mobilität ins und im Zillertal nur mit einem Gesamtkonzept gewährleisten“, unterstützt LHStv Josef Geisler den Zillertaler Mobilitätsplan in all seinen Dimensionen und setzt sich deshalb gemeinsam mit den Verantwortlichen der Zillertalbahn massiv für die zukunftsweisende Elektrifizierung der Zillertalbahn sowie die bessere Anbindung der Skigebiete ein. Auf der Straße setzt Geisler auf die Verbesserung des Verkehrsflusses durch die Beseitigung von Störstellen. Vorrang habe auch die Lebensqualität der Anrainer. „Unter diesen Gesichtspunkten ist auch die Umfahrung Fügen zu sehen“, so Geisler. Die Umfahrung bringe massive Verbesserungen im Lärmschutz, in der Sicherheit und für die innerörtlichen Verkehrsverbindungen. Ein zweites Projekt des Landes gemeinsam mit der ASFINAG ist der Umbau der Anschlussstelle Wiesing und die Verbesserung der Auffahrtssituation Richtung Kufstein durch eine neue Innbrücke und eine direkte Fahrspur von der Zillertalstraße auf die Autobahn. „Damit wollen wir die Anrainer im Vorderen Zillertal entlasten“, erklärt Geisler. Ein Anliegen ist ihm auch die Attraktivierung des Radwegenetzes. Bereits umgesetzt ist die für Einheimische und Gäste hilfreiche multimodale Routingplattform radrouting.tirol. Hier können Alltagsradstrecken oder Freitzeitradtouren individuell und unter Einbeziehung öffentlicher Verkehrsmittel geplant werden.
Neue Zillertalbahn als wichtiger Baustein
Ein wesentlicher Eckpfeiler des Zillertaler Mobilitätsplans ist die neue Zillertalbahn. Dabei handelt es sich um ein Gesamtprojekt für die nächsten Generationen: vom weltweit einzigartigen Antrieb mit Strom aus grünem Wasserstoff bis zur Ausweitung des Angebots und der Verbesserung der Infrastruktur.
„Die neue Zillertalbahn ist ein Zukunftsprojekt für die kommenden 50 Jahre. Vom CO2-freien Antrieb mit Energie aus grünem Wasserstoff profitiert das gesamte Tal - die einheimische Bevölkerung und die Touristen“, sagt MMag. Monika Wechselberger, Bürgermeisterin der Marktgemeinde Mayrhofen. Eine der zentralen Infrastrukturmaßnahmen ist der neue Bahnhof Mayrhofen. Das Investitionsvolumen für das neue Mobilitätszentrum Mayrhofen beträgt 52 Millionen Euro. Der Anteil der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG ist mit 34 Millionen Euro und jener vom Land Tirol für die B 169 mit ca.18 Millionen Euro vorgesehen.
Schneller, sauber, komfortabel
„Wir werden die Fahrzeiten von derzeit 55 Minuten auf 45 Minuten reduzieren. Zwei Mal täglich wird es darüber hinaus einen REX geben, der nur 36 Minuten zwischen Jenbach und Mayrhofen benötigt“, sagt DI Wolfgang Stöhr, kaufmännischer Vorstand der Zillertalbahn. Geht alles nach Plan fährt der erste Zug der neuen Zillertalbahn am 11. Dezember 2022, erklärt der technische Vorstand DI Helmut Schreiner: „Dann wird die Zillertalbahn nicht nur emissionsfrei und äußert geräuscharm, sondern auch mit viel mehr Komfort für die Fahrgäste unterwegs sein.“ Ein weiterer Pluspunkt, der Touristen und Einheimische motivieren soll, auf die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen, ist die geplante Anbindung der Zillertal Arena. Derzeit laufen die Verhandlungen mit den Grundeigentümern. Insgesamt werden 156 Millionen Euro in das Gesamtprojekt investiert. Die Triebwägen werden 68 Millionen Euro kosten. Für die Infrastrukturmaßnahmen sind 88 Millionen Euro vorgesehen.
Foto ZVB/Ungerank