Neue Zillertalbahn: Klares Bekenntnis im Tal notwendig

Neue Zillertalbahn: Klares Bekenntnis im Tal notwendig 

Nur wenn die Tourismusverbände im Herbst 2020 der Erhöhung der Ortstaxe ab der Wintersaison 2023 /2024 zustimmen, kann weiter am Zukunftsprojekt gearbeitet werden – Zillertaler Verkehrsbetriebe AG hat 2019 erfreuliche Zahlen eingefahren: 2,9 Millionen Fahrgäste, Umsatzplus von mehr als acht Prozent im Busbereich und zum fünften Mal in Folge schwarze Zahlen

Der Zillertaler Mobilitätsplan soll das gesamte Tal ab der Wintersaison 2023 / 2024 zum Vorreiter der innovativen und nachhaltigen Mobilität machen. Das Paket beruht auf drei Säulen: der neuen, wasserstoffbetriebenen Zillertalbahn, einem ganzheitlichen Mobilitätskonzept aus Bus, Bahn und Straße sowie der Gästekarte als Fahrkarte. 

Um dieses Zukunftspaket – und damit die neue Zillertalbahn – realisieren zu können, braucht es ein klares Bekenntnis der Zillertaler Tourismusverbände. „Nur wenn die restlichen Tourismusverbände (Erste Ferienregion im Zillertal, Zell-Gerlos Zillertal Arena und Mayrhofen-Hippach) im Herbst 2020 einer Erhöhung der Ortstaxe um 1,25 Euro zustimmen, kann am Projekt weitergearbeitet werden. Die höhere Ortstaxe pro Übernachtung gilt erst dann, wenn die neue Zillertalbahn voll in Betrieb ist – also frühestens ab der Wintersaison 2023 / 2024“, betonte Nationalrat Franz Hörl, Aufsichtsratsvorsitzender der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG am Freitag bei der Bilanzpressekonferenz in Zell am Ziller.

Die Verkehrssituation sei für alle Gemeinden im Tal eine der großen Herausforderungen der Zukunft, sagte Bürgermeister Hansjörg Jäger, Obmann des Planungsverbandes Zillertal. „Jetzt haben wir die einmalige Chance, ein umfassendes Maßnahmenpaket auf Schiene zu bringen und damit Bevölkerung und Gäste langfristig zu entlasten. Dazu brauchen wir aber die gleiche ‚Schneid‘ wie die Gründerväter der Zillertalbahn“, so Jäger.

Positive Entwicklung im Geschäftsjahr 2019

Neben dem Blick in die Zukunft präsentierte die ZVB AG erfreuliche Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. 2,9 Millionen Fahrgäste nutzten die Bahn zwischen Jenbach und Mayrhofen – damit wurde das hohe Niveau der Vorjahre gehalten. Bei den Passagierzahlen erzielte die Zillertalbahn seit 2012 ein Plus von 42 Prozent, berichtete der kaufmännische Vorstand Wolfgang Stöhr: „Wir sind bei den Fahrgastzahlen die viertgrößte Regionalbahn in Österreich.“ Der Gesamtumsatz im Busbetrieb betrug im Jahr 2019 rund 6,4 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von rund 8,4 Prozent. Stöhr: „Trotz der rund 700.000 Euro, welche wir ins Projekt Zukunft Zillertalbahn 2020+ investiert haben, konnten wir wieder ein positives Ergebnis ausweisen – und das im fünften Geschäftsjahr in Folge.“

Volle Energie für das Zukunftsprojekt

Die neue Zillertalbahn soll die erste Schmalspurbahn der Welt werden, die mit Energie aus grünem Wasserstoff aus den Zillertaler Wasserkraftwerken angetrieben wird. „Der mit Energie aus grünem Wasserstoff angetriebene Elektrotriebzug ist im Jahr durchschnittlich eine Million Euro günstiger als ein Elektrozug mit Oberleitung“, zitierte Technik-Vorstand Helmut Schreiner aus der aktuellen Wirtschaftlichkeitsberechnung von KCW Berlin. Das zentrale Ergebnis: Wasserstoff ist die günstigste und effizienteste Antriebsform. Eine teure Oberleitung würde außerdem landwirtschaftliche Arbeiten oder schwere Transporte massiv behindern. Langfristig sollen dann auch Busse und Pistengeräte auf Wasserstoff umgestellt werden – und das Zillertal so zur Wasserstoff-Region Nummer eins werden. 

Sicherheit im Betrieb sei oberstes Gebot, erläuterte Schreiner: „Die Wasserstofftanks sind so angebracht, dass sich der Wasserstoff nach oben in die Luft verteilt, sollte er austreten. Für die Tanks und alle Anlagen gelten sehr strenge europäische Sicherheitsvorschriften. Es werden zur maximalen Sicherheit höchstens drei Tonnen Wasserstoff gespeichert.“ Die Elektrolyseanlage ist nordwestlich vom Bahnhof in der Nähe vom Zemm/Ziller-Zusammenfluss geplant, die Tankstelle soll sich im Bereich des neuen Mobilitätszentrums Mayrhofen befinden. „Wir werden besonders auf eine architektonisch ansprechende Gestaltung dieser Infrastruktur achten.“

Ein weiteres geplantes Highlight ist die Anbindung der Talstation der Zillertal Arena. „Herzstück soll der neue Bahnhof Rohrberg bei der Zillertal Arena werden. Der moderne und zweigleisige Bahnhof wird Skifahrern und Wanderern höchsten Komfort bieten“, betont Schreiner. „Derzeit führen wir Gespräche mit allen Grundeigentümern und planen die Neutrassierung Zell-Aschau im Detail“, so Schreiner. Zudem werden auch in Kaltenbach Gespräche geführt, wie der Gast künftig komfortabler von der modernen S-Bahn zur Seilbahn kommen kann. „Sofern die Tourismusverbände der Abgabenerhöhung zustimmen, werden wir im gesamten Tal das Angebot wesentlich attraktivieren. Vom neuen Mobilitätszentrum in Mayrhofen über den neuen Fügener Bahnhof inklusive Tiefgarage bis hin zum neuen Bahnhof in Zell mit einer Modernisierung der Ortsdurchfahrt haben wir uns viel vorgenommen“, ergänzte Hörl.

Investition in die Zukunft

Das Gesamtinvestitionsvolumen in die Infrastruktur beträgt 92,1 Millionen Euro und in die neuen Fahrzeuge 70 Millionen Euro (Stand August 2020). Die neuen Züge und deren Betrieb sollen über den neuen Verkehrsdienstevertrag und über die erhöhte Tourismusabgabe finanziert werden, die Infrastrukturvorhaben über das Mittelfristige Investitionsprogramm (MIP) 2021-2025. Zusätzliche Mittel kommen aus dem Forschungsprojekt „HyTrain“. Der Klimafonds stellt drei Millionen Euro zur weiteren Forschungsarbeit im Wasserstoffbereich zur Verfügung.

Geschäftsbericht 2019

Pressekontakt:
Dietmar Eder
clavis Kommunikationsberatung GmbH
M +43-699-16020010
dietmar.eder@clavis.at

Foto:
v.l.n.r.:  kaufm. Vorstand Ing. DI (FH) Wolfgang Stöhr, AR Bgm. Hansjörg Jäger,
Aufsichtsratvorsitzender-Stv. Bgm. Mag. Dominik Mainusch, Aufsichtsratvorsitzender NR Franz Hörl,  techn. Vorstand DI Dr. Helmut Schreiner 

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